Völlig unerwartet gingen im September 2019 erstmals wieder zahlreiche Ägypterinnen und Ägypter auf die Straßen. Sie verliehen ihrer aufgestauten Frustration über die wirtschaftliche und politische Lage im Land Ausdruck. Über soziale Netzwerke mobilisieren sie, organisieren sich und tauschen sich aus, insbesondere auch mit der immer größer werdenden ägyptischen Diaspora. Die Militärregierung reagierte jedoch ihrerseits mit einer riesigen Verhaftungswelle, wobei auch persönliche Profile in den sozialen Medien längst nicht mehr sicher sind und kontrolliert werden.
Welche Räume für politische Partizipation ergeben sich aus der aktuellen Auseinandersetzung? Wer hat Zugang dazu, wer nicht? Wie können sie über Bevölkerungsgruppen und Ländergrenzen hinweg gestaltet werden? Und welche Gefahren gibt es dabei?
Diesen Fragen gehen wir in einer Abendveranstaltung in Kooperation mit der Arab Reform Initiative nach. Die Wissenschaftlerin Dina Wahba befasst sich dabei mit dem Kampf der Bewohnerinnen und Bewohner des Kairoer Stadtteils Maspero gegen die Zerstörung des Viertels und ihre Vertreibung von dort. Ahmad Gharbeia setzt sich damit auseinander, wie arabischsprachige „Wikis“ – selbstorganisierte Wissensportale im Internet – Aktivistinnen und Aktivisten als Katalysatoren dienen. Die politischen Verbindungen zwischen Ägypten und der Diaspora bringt uns zudem Ahmed Said näher.
Podiumsdiskussion am Mittwoch, 29. Januar, 19.00 – 21.00 Uhr (Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin) mit
- Nadim Houry, Geschäftsführer, Arab Reform Initiative, Paris
- Dina Wahba, Wissenschaftlerin, FU Berlin
- Ahmad Gharbeia, Wissenschaftler, Berlin
- Ahmed Said, Arzt und Aktivist, Berlin
Moderation: Dr. Bente Scheller, Referatsleiterin Naher Osten und Nordafrika, Heinrich-Böll-Stiftung
Sprache: Englisch und Deutsch mit Simultanübersetzung
Die Veranstaltung wird als Livestream übertragen.