Das Auto und die ökologische Katastrophe. Ein Gespräch mit Kilian Jörg und Tatjana Söding
Kaum etwas prägt die moderne Konsumgesellschaft so sehr wie das Automobil – Grund genug, unsere toxische Liebesbeziehung zu ihm zu analysieren und Auswege aus der planetaren Autodestruktion aufzuzeigen.
Jenseits von Klimabilanzen und moralischen Vorwürfen unternimmt Kilian Jörg in seinem Buch eine letzte Spritztour durch einbetonierte Vorstellungen von „Freiheit“, „Normalität“, „Vernunft“ und „Natur“, die den Ökozid als alternativlos erscheinen lassen. Mithilfe von Beyoncé, Lynch und Le Guin begibt er sich auf eine Achterbahnfahrt durch Popkultur, faschistische Männlichkeit, Erdöl, Nationalparks, aktivistische Landbesetzungen und die Tugenden der Autofetischist*innen, um zu einer Utopie autofreier Welten aufzurufen. Nach der Aufführung des Kurzfilms „Nature is a Beast“ werden Tatjana Söding und Kilian Jörg über die Rolle des Autos im katastrophalen „Homogenozän“ und die aktuelle politische Wende in den Neo-Faschismus diskutieren.
Kilian Jörg arbeitet an den multimedialen Schnittstellen zwischen Philosophie und Kunst und ist hauptsächlich in Wien, Berlin und Brüssel tätig. Er interessiert sich vor allem für die Auswirkungen (und Narrative) unseres ökologischen Dilemmas und dafür, wie dessen transformative Kräfte am besten gedacht und eingesetzt werden können. Dabei bedient er sich meist der Medien Text, Performance und Installation. Er ist Gründer des Performance-Philosophie-Kollektivs philosophy unbound und Mitglied des performativen Forschungsclusters Stoffwechsel - Ecologies of Collaboration und der Künstlerinitiative im_flieger. Im Jahr 2022 forschte Kilian Jörg im Rahmen des SFB „Affective Societies" an dem Projekt „Zur Utopie der autofreien Welt", in dem er die materiellen und toxischen Verflechtungen der Menschheit mit der anthropogen veränderten Umwelt am Beispiel des Automobils analysierte und Perspektiven für alternative Zukunftsentwürfe entwickelte.
Tatjana Söding ist eine freiberufliche Journalistin mit Sitz in Berlin und Forscherin beim internationalen Zetkin Collective. Sie hat ihren MSc in Humanökologie an der Universität Lund in Schweden absolviert und sich seitdem auf die Erforschung der politischen Ökologie der extremen Rechten konzentriert, besonders in Deutschland. Ihre Arbeitsschwerpunkte umfassen die zeitliche Dimension rechter Narrative, den Zusammenhang von rechter Mobilisierung und kapitalistischer Krisentendenz, rechte Wachstumskritik sowie Klimaobstruktionsstrategien vom rechtsextremen bis zum progressiven Lager. Sie engagiert sich aktiv in der Klimagerechtigkeitsbewegung und untersucht die Rolle des Antifaschismus und des Ökosozialismus in dieser Bewegung. Als Stipendiatin des Graduiertenkollegs Sozial-Ökologische Transformation der Rosa-Luxemburg-Stiftung sucht sie nach Wegen, eine Zukunft zu gestalten, in der Natur und Gesellschaft nicht kapitalistischen Zwängen unterworfen sind. Im akademischen Jahr 2024/25 ist Tatjana am The New Institute in Hamburg im Programm „Beyond Capitalism: War Economy and Democratic Planning“ beteiligt.
Zeit & Ort
11.04.2025 | 18:00
FU Berlin, Seminarzentrum Otto-von-Simson-Straße 26, L113